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Die Auswirkungen von PFAs auf die Landwirtschaft.

Die Auswirkungen von PFAs auf die Landwirtschaft:

Können wir Nutzpflanzen schützen, ohne die Umwelt und die Gesundheit zu schädigen?

Die europäische Landwirtschaft hat bei der Regulierung von Pflanzenschutzmitteln mit dem Ziel, Lebensmittelsicherheit und ökologische Nachhaltigkeit zu gewährleisten, bedeutende Fortschritte gemacht. Die Richtlinie 91/414(https://www.mapa.gob.es/es/desarrollo-rural/temas/programas-ue/Directiva_91-414-CEE_tcm30-72998.pdf) setzte einen Meilenstein, indem sie Wirkstoffe (AS) mit Gesundheits- und Umweltrisiken überprüfte und ausschloss sowie ihre Anwendung in den verschiedenen Mitgliedstaaten harmonisierte. Infolgedessen wurde diese Verordnung am 14. Juni 2011 durch die Verordnung (EG) 1107/2009(https://www.boe.es/doue/2009/309/L00001-00050.pdf) ersetzt, wodurch etwa 74% der zuvor zugelassenen Wirkstoffe gestrichen wurden.

Doch trotz dieser Bemühungen sind schätzungsweise 60-70% der europäischen landwirtschaftlichen Böden aufgrund von Verschmutzung und Übernutzung sowie der Auswirkungen des Klimawandels nicht in einem gesunden Zustand. Um diese Situation umzukehren, hat sich der Europäische Grüne Pakt das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2050 gesunde Böden zu erreichen. Dies ist die Grundlage für das vorgeschlagene Bodenüberwachungsgesetz, das für den 5. Juli 2023 geplant ist. Damit wird ein rechtlicher Rahmen geschaffen, um die Bodenqualität in allen Mitgliedstaaten zu bewerten, Kontaminationsquellen zu ermitteln und nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken einzuführen.

Eines der bekannten Probleme ist das Vorhandensein von PFAs (Per- und Polyfluoralkylsubstanzen), die aufgrund ihrer Persistenz in der Umwelt als „ewige Chemikalien“ bekannt sind. Bestimmte Herbizide und Fungizide, die zu den Trifluormethylgruppen gehören, wie Flufenacet (Herbizid) und Flutolanil (Fungizid), werden zu TFA (Trifluoressigsäure) abgebaut, Produkte, die von der Europäischen Kommission bewertet werden.

Diese Situation gibt Anlass zu ernster Besorgnis in wichtigen Gemüseanbaugebieten wie Kartoffeln in Europa, in Ländern wie Deutschland, Belgien, den Niederlanden, Nordfrankreich und England, wo die Verwendung dieser Produkte die Boden- und Wasserqualität gefährden könnte.

Dieser Blog befasst sich mit den Problemen im Zusammenhang mit PFAs in der Landwirtschaft, ihren Auswirkungen auf den Boden und die menschliche Gesundheit, der Entwicklung der europäischen Vorschriften und vor allem mit nachhaltigen Alternativen zu diesen Stoffen.

Ziel dieses Blogs ist es, klare, evidenzbasierte Informationen für Landwirte, Techniker und agronomische Berater bereitzustellen und alternative, effektive und umweltfreundliche Lösungen zu fördern.

1. TFA-emittierende Pestizide: PFAs 'versteckt' auf dem Feld.

In der modernen Landwirtschaft enthalten bestimmte Pestizide Fluoratome in ihrer chemischen Zusammensetzung. Dies ist der Fall bei Flufenacet und Flutolanil, Pflanzenschutzmitteln, die bei wichtigen Nutzpflanzen wie Getreide oder Kartoffeln weit verbreitet sind. Wir konzentrieren uns auf diese beiden Wirkstoffe, da sie derzeit in der EU bewertet werden, um sie zurückzuziehen/zu verbieten. Diese Wirkstoffe sind nicht die einzigen, die PFAs produzieren. Eine vollständigere Liste der Wirkstoffe, die PFAs produzieren, finden Sie unten:

Beflubutamid Cyflufenamid Cyflumetofen Diflufenican
Flazasulfuron Flonicamid Fluazifop-P Fluazinam
Flubendiamid Flufenacet Flumetralin Fluometuron
Fluopicolide Fluopyram Flurochloridon Flutianil
Flutolanil Gamma-Cyhalothrin Isoxaflutol Lambda-Cyhalothrin
Mefentrifluconazol Metaflumizone Oxathiapiprolin Oxyfluorfen
Penoxsulam Penthiopyrad Picolinafen Prosulfuron
Pyridat Pyriofenon Pyroxasulfon Sulfoxaflor
Tau-Fluvalinat Tefluthrin Tembotrion Tetraconazol
Trifloxystrobin Triflusulfuron

Tabelle 2: *Die Informationen über in Europa zugelassene Wirkstoffe mit PFAS-Verbindungen stammen aus dem PAN Europe Bericht: „PFAs Pesticides in European Agriculture“, veröffentlicht im November 2023. Verfügbar unter:https://www.pan-europe.info/…/PFAS%20Pesticides%20report%20November%202023.pdf

Flufenacet: Persistentes Herbizid mit Auswirkungen auf die neurologische Entwicklung

Flufenacet ist ein Herbizid vor Pflanzenaufgang, das in einigen Ländern zur Bekämpfung einjähriger Unkräuter in Getreide (Weizen, Gerste), Kartoffeln und Mais eingesetzt wird. Es gehört zur Familie der Acetanilide und war Gegenstand von Studien in der EU, die seine Rolle als Vorläufer von TFA im Boden bestätigt haben, aber es birgt auch andere Risiken:

Die wichtigsten Umwelt- und Gesundheitsrisiken:

1

Europäische Modelle haben gezeigt, dass Flufenacet in einer Tiefe von 1 Meter mehr als 10 µg/L TFA im Sickerwasser erzeugen kann, was das Risiko einer Wasserkontamination erhöht.

2

Jüngste Studien deuten darauf hin, dass Flufenacet als endokriner Disruptor wirken und die frühe neurologische Entwicklung beeinträchtigen kann.

3

Derzeit ist die Verlängerung der Zulassung in der EU für das Jahr 2024 nicht genehmigt worden, da es Bedenken hinsichtlich seiner ökologischen und toxikologischen Auswirkungen gibt.

Flutolanil: Kartoffelfungizid mit immunotoxischem Potenzial.

Flutolanil ist ein systemisches Fungizid aus der Gruppe der Anilide, das im Kartoffelanbau häufig zur Bekämpfung von Schwarzschorf (Rhizoctonia solani) eingesetzt wird, dessen Verwendung jedoch mit ernsten Risiken verbunden ist:

Die wichtigsten Umwelt- und Gesundheitsrisiken:

1

Es ist eine persistente bis sehr persistente Verbindung im Boden und sehr anfällig für Auswaschung, was das Risiko einer Wasserkontamination erhöht.

2

Die EFSA hat bestätigt, dass Flutolanil TFA als Metabolit bildet, was seine Gefährlichkeit unterstreicht.

3

Neben dem Mangel an Daten über die Toxizität seiner Metaboliten in behandelten Lebensmitteln wurde über mögliche immunotoxische Wirkungen berichtet.

4

Auf dem Feld können Flutolanil und sein Metabolit M-11 in Oberflächengewässer gelangen und aquatische Ökosysteme beeinträchtigen.

5

Seine Verlängerung in der EU wird ebenfalls überprüft und ist für 2024 noch nicht genehmigt worden.

Reaktionsfähige Tabelle
WIRKSTOFF ART DES PESTIZIDS (HAUPTVERWENDUNG) PERSISTENZ IM BODEN METABOLITE TFA TOXIKOLOGISCHE RISIKEN RECHTLICHE SITUATION (EU)
FLUFENACET HERBIZID (ACETAMID) SEHR HARTNÄCKIG (VP) JA (RELEVANTE TFA) ENDOKRINER DISRUPTOR*. NICHT VERLÄNGERUNG
FLUTOLANIL FUNGIZID (ANILID) PERSISTENT JA (TFA BESTÄTIGT) IMMUNOTOXIZITÄT*. NICHT-VERLÄNGERUNG FÜR 2024 VORGESCHLAGEN

Tabelle 1. Vergleichende Zusammenfassung der Eigenschaften des Herbizids Flufenacet und des Fungizids Flutolanil, beide mit der problematischen Eigenschaft, TFAs zu erzeugen.

Aktuelle Daten unterstreichen die Notwendigkeit, nach sichereren und nachhaltigeren Alternativen für die Bekämpfung von Unkräutern und Krankheiten wie Rhizoctonia im Kartoffelanbau zu suchen, ohne die Bodengesundheit und die Wasserqualität zu beeinträchtigen. In den folgenden Abschnitten werden wir innovative Lösungen untersuchen, die einen wirksamen und nachhaltigen Pflanzenschutz ermöglichen, ohne auf Wirkstoffe mit langfristigen negativen Auswirkungen zurückgreifen zu müssen.

2. Boden- und Wasserkontamination durch TFA: Eine wachsende Herausforderung für die Umwelt.

TFA findet sich nicht nur in landwirtschaftlichen Böden, sondern auch im Grundwasser, in Flüssen und sogar im menschlichen Blut. In den jüngsten Studien wurde festgestellt, dass die TFA-Konzentrationen deutlich höher sind als die aller anderen Pestizide, Metaboliten oder PFAS-Verbindungen. Dies unterstreicht das Ausmaß des Problems und die dringende Notwendigkeit, es zu lösen.

Beweise für eine weit verbreitete Kontamination:

Schweiz

In der Schweiz enthielten 550 von 550 Grundwasserproben im Jahr 2022/2023 TFA. Selbst in abgelegenen Gebieten wie den Alpen wurden Spuren der Verbindung (≤0,6 µg/L) nachgewiesen, vermutlich aufgrund von Regenfällen.
0 Muster

550 von 550 (100%) Grundwasserproben enthielten 2022/2023 TFA.

Belgien - Flandern

In intensiven landwirtschaftlichen Gebieten wie Flandern (Belgien) kann die TFA-Konzentration im Grundwasser 12 µg/L übersteigen, was den Grenzwert von 0,1 µg/L für Pestizidmetaboliten im Trinkwasser um mehr als das 120-fache übersteigt.

Darüber hinaus wurde in einer Studie in Wallonien (Südbelgien) TFA in 93% der Leitungswasserproben gefunden, was die Verbreitung des Schadstoffs selbst in aufbereitetem Wasser bestätigt.
Konzentration über 0 µg/L,

was den Grenzwert von 0,1 µg/L für Pestizidmetaboliten im Trinkwasser um mehr als das 120-fache überschreitet.

Herausforderung für Wasserversorger:

Die Wasserunternehmen Wasserunternehmen haben gewarnt, dass die Entfernung von TFA aus dem Trinkwasser technisch technisch kompliziert und kostspielig ist. Die beste Strategie ist verhindern ihr Eindringen in die Wasserressourcen mit Hilfe von Quellen Kontrolle an der QuelleDies unterstreicht die Dringlichkeit, nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken einzuführen, die den Einsatz von Pestiziden reduzieren den Einsatz von umweltschädlichen Pestiziden reduzieren.

Auswirkungen auf den Boden und die Kulturpflanzen:

Obwohl TFA sehr gut löslich ist und sich mit Wasser bewegt, kann es lange genug im Bodenprofil verbleiben, um von Pflanzen aufgenommen zu werden. TFA-Rückstände wurden in Nutzpflanzen und pflanzlichen Lebensmitteln nachgewiesen, wenn auch in geringen Konzentrationen. Die größte Sorge bereitet jedoch das Grundwasser: TFA widersteht der herkömmlichen Wasseraufbereitung, so dass es nur schwer zu entfernen ist und Risiken für die menschliche Gesundheit birgt.


Abbildung 2: Diagramm, das den Verbleib von PFAs in der Umwelt darstellt.
Verfügbar unter: https://www.openaccessgovernment.org/ebook/pfas-forever-chemicals-perfluoroalkyl-toxicology/155899/

3. Gesundheitsrisiken für Mensch und Umwelt: Eine wachsende Herausforderung.

Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit.

Obwohl TFA ursprünglich als wenig akut toxisch angesehen wurde, deuten neue wissenschaftliche Erkenntnisse darauf hin, dass seine langfristigen Auswirkungen schwerwiegender sein könnten als bisher angenommen.

Im Jahr 2023 schlug einer der indirekten Hersteller von TFA-erzeugenden Pestiziden vor, TFA als reproduktionstoxisch (Kategorie 1B) einzustufen, nachdem Studien reproduktive Schäden bei Tieren gezeigt hatten. Dieser Befund impliziert, dass TFA, wie andere PFAS, die Fruchtbarkeit und die fötale Entwicklung beeinträchtigen könnte.

Einige der potenziellen Risiken werden im Folgenden hervorgehoben:

Abbildung 3: Toxikologische Auswirkungen von PFAs auf den menschlichen Körper. Verfügbar unter: https://www.openaccessgovernment.org/ebook/pfas-forever-chemicals-perfluoroalkyl-toxicology/155899/

Flufenacet

Flufenacet wurde von der EFSA als endokriner Disruptor identifiziert. Es gibt Hinweise darauf, dass es in toxikologischen Studien die Schilddrüsenhormone und die Gehirnentwicklung beeinträchtigen kann. Dies ist besonders besorgniserregend für die Gesundheit von Kindern, da es zu neurologischen oder entwicklungsbedingten Problemen beitragen kann.

Flutolanil

Flutolanil hingegen hat Anzeichen von Immuntoxizität gezeigt, was darauf hindeutet, dass es das Immunsystem beeinträchtigen könnte. Obwohl noch keine schlüssigen Daten beim Menschen vorliegen, mahnen diese Befunde zur Vorsicht, insbesondere bei einer längeren Exposition gegenüber dieser Substanz.

PFAs

Diese Besorgnis wird noch verstärkt, wenn man die toxischen Auswirkungen berücksichtigt, die PFAS-Verbindungen auf die menschliche Biologie haben können. Die Abbildung zeigt die wichtigsten Bereiche des menschlichen Körpers, die von PFAS betroffen sind, mit unterschiedlichem Grad an wissenschaftlicher Gewissheit.

Zu den am häufigsten nachgewiesenen Wirkungen gehören Neurotoxizität (veränderte Neurotransmission), endokrine Störungen (Beeinträchtigung der Schilddrüsen- und Sexualhormonachse) und Immuntoxizität (Immunsuppression und chronische Entzündungen).

Außerdem werden Schäden an der Leber (Steatose und Risiko für NAFLD), der Niere (Nierenkrebs), der Bauchspeicheldrüse, dem männlichen Fortpflanzungssystem und mögliche Auswirkungen auf die fötale Entwicklung berichtet.

Ökologische Auswirkungen und Persistenz: Langfristige Risiken.

Der Einsatz dieser Pestizide beeinträchtigt nicht nur die behandelten Pflanzen, sondern stellt auch eine Bedrohung für die biologische Vielfalt und die Stabilität der Ökosysteme dar:

Toxizität für Wasserorganismen

Flufenacet ist hochgiftig für Wasserpflanzen, und sein Abfluss kann Gewässer verunreinigen, wodurch Fische und wirbellose Wassertiere gefährdet werden. Studien an Zebrafischen (Danio rerio) haben gezeigt, dass eine chronische Exposition gegenüber Flutolanil Leberschäden, Störungen des Hormonsystems und Fortpflanzungsprobleme verursacht. Darüber hinaus führen umweltrelevante Konzentrationen dieses Fungizids zu neurologischen Funktionsstörungen und zum Verlust des Sehvermögens bei Fischlarven, was deren Überleben beeinträchtigt.

Auswirkungen auf Bestäuber und Bodenbiota

Es wird auch befürchtet, dass Flutolanil die Immunität von Bienen und anderen Nutzinsekten beeinträchtigt und sie dadurch anfälliger für Krankheiten macht. Im Boden könnte die Kombination von TFA mit anderen Pestiziden das Gleichgewicht von Mikroorganismen und Regenwürmern stören, die für die Bodenfruchtbarkeit wichtig sind.

Obwohl sich Flufenacet und Flutolanil in der Nahrungskette (aufgrund ihrer relativen Polarität) nicht nennenswert anreichern, reichern sich ihre persistenten Metaboliten wie TFA weiterhin in der Umwelt an, insbesondere in Wasser, Sedimenten und Böden. Dies wirft ernste Fragen zu den langfristigen Auswirkungen auf die Ökosysteme auf, da wildlebende Organismen diesen Verbindungen weiterhin kontinuierlich ausgesetzt sind.

Persistenz von TFA in Ökosystemen:

Obwohl Flufenacet und Flutolanil in der Nahrungskette nicht signifikant bioakkumulieren, bleibt ihr Metabolit TFA in der Umwelt bestehen und reichert sich in Wasser, Boden und Pflanzengewebe an. Ihr Vorhandensein in Nutzpflanzen birgt das Risiko eines möglichen Eintritts in die Nahrungskette, mit noch unbekannten Auswirkungen auf höhere Organismen.

4. Europäische Vorschriften und mögliche Einschränkungen.

Ein Schritt zum Schutz von Umwelt und Mensch

Rückstände aus der Herstellung von TFA-erzeugenden Pestiziden sind ebenso umweltschädlich. Diese Ausbreitung stellt wiederum ein Risiko für die menschliche Gesundheit dar, da die Kontamination indirekt über kontaminiertes Trinkwasser und in geringerem Maße über Rückstände in Lebensmitteln erfolgen kann. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, das Vorsorgeprinzip anzuwenden und potenziell schädliche Auswirkungen zu berücksichtigen, um die Risiken zu minimieren und sowohl die menschliche Gesundheit als auch die Umwelt zu schützen.

Die wachsende wissenschaftliche und öffentliche Besorgnis über die Auswirkungen von TFA hat zu erheblichen regulatorischen Maßnahmen auf europäischer Ebene geführt. Die Europäische Kommission hat gemeinsam mit mehreren EU-Ländern begonnen, konkrete Schritte zu unternehmen, um diese Herausforderung anzugehen. Sie suchen nach Lösungen, die die Exposition verringern und nachhaltigere landwirtschaftliche Praktiken fördern.

Im Dezember 2024 schlugen sie formell vor, die Zulassung der Wirkstoffe Flufenacet und Flutolanil in der EU nicht zu verlängern. Diese Entscheidung, die noch im Ständigen Ausschuss der PAFF anhängig ist, stützt sich auf Berichte der EFSA:

Flufenacet

Die EFSA hat bestätigt, dass die Risiken aufgrund des endokrinen Störpotenzials und der hohen Wahrscheinlichkeit einer TFA-Kontamination von Grundwasserleitern nicht akzeptabel sind.

Tatsächlich hatte das deutsche Umweltbundesamt Flufenacet bereits 2017 als eine der Hauptquellen von TFA in Deutschland identifiziert.

Flutolanil

Die EFSA stellte außerdem gravierende Datenlücken zu Metaboliten in Lebensmitteln fest, zusätzlich zu den Risiken für Arbeitnehmer, wild lebende Säugetiere, Wasserorganismen und Bienen. Angesichts des Potenzials, TFA in der Umwelt zu erzeugen, wird zum Schutz der Gesundheit und der Umwelt eine Nichterneuerung vorgeschlagen. Die Nichterneuerung könnte zu einem Verbot ihrer Verwendung ab 2025 führen, mit einer begrenzten Schonfrist.

Zum ersten Mal werden Pestizide, die PFAS enthalten, als Teil eines umfassenderen Problems erkannt. Ungefähr jeder achte in der EU zugelassene Wirkstoff ist ein PFAS (insgesamt 37 Stoffe), darunter auch solche, die TFA oder andere persistente fluorierte Produkte erzeugen. Beispiele für diese Pestizide sind Flufenacet, Flutolanil, Diflufenican und Fluazinam. Die Europäische Kommission prüft derzeit Maßnahmen, um diese Stoffe schrittweise vom Markt zu nehmen. Darüber hinaus würde die vorgeschlagene globale Beschränkung von PFAS im Rahmen von REACH (Verordnung zur Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung chemischer Stoffe) auch Pestizide einschließen, was den Ausstieg aus diesen Verbindungen beschleunigen könnte.

Diese Maßnahmen zielen darauf ab, den „unsichtbaren Regen“ von TFA einzudämmen und sowohl Ökosysteme als auch die menschliche Gesundheit langfristig zu schützen.

5. Alternative Lösungen und nachhaltige Strategien.

Der Weg zu einer grüneren Verwaltung

Angesichts der Möglichkeit, dass Pestizide wie Flufenacet und Flutolanil eingeschränkt werden, ist es von entscheidender Bedeutung, dass die Landwirte beginnen, nachhaltige Strategien zur Aufrechterhaltung der Produktivität zu entwickeln, ohne die Umwelt zu gefährden. Sollte sich die Einstufung von TFA als relevanter Metabolit im Rahmen der europäischen Gesetzgebung bestätigen, würde dies die Zulassung von Pestiziden, die diesen Stoff erzeugen, verhindern und den Bedarf an verantwortungsvollen Alternativen weiter erhöhen.

Glücklicherweise gibt es mehrere praktikable Optionen, um Unkraut und Krankheiten sicherer und effizienter zu bekämpfen. Dieses Szenario unterstreicht die Dringlichkeit, proaktive Maßnahmen zu ergreifen und nach Lösungen zu suchen, die eine gesündere und nachhaltigere Zukunft für die Landwirtschaft und die Umwelt gewährleisten.

Integriertes Unkrautmanagement (IWM)

Die EIF ist eine Strategie, die verschiedene Managementpraktiken kombiniert, um die Abhängigkeit von persistenten chemischen Herbiziden zu verringern. Einige der Alternativen sind:

Fruchtfolge: Wechselnde Kulturen, die Winterunkräuter unterdrücken, wie Roggen oder Senf, helfen, den Bedarf an Herbiziden zu reduzieren.

Mulch: Mulch kann nach der Ernte zerkleinert oder in den Boden eingearbeitet werden, um das Unkraut vor der nächsten Aussaat zu bekämpfen.

Mechanische Bodenbearbeitung: Techniken wie Falschsaat und mechanisches Jäten (Hacken) sind wirksam bei der Bekämpfung von Unkrautkeimlingen, ohne dass Chemikalien eingesetzt werden müssen.

Selektive Herbizide: Wenn ein Herbizid erforderlich ist, können Produkte ohne PFAS-Gruppen und mit einem geringeren Risiko der Auslaugung gewählt werden.

Elektrisches Unkrautjäten: In Ländern wie Deutschland werden Technologien erprobt, bei denen Unkraut mit Hilfe von Strom beseitigt wird, ohne dass Chemikalien zum Einsatz kommen, wodurch die Umweltbelastung verringert wird.

Diese Praktiken ermöglichen eine wirksame Unkrautbekämpfung und eine deutliche Reduzierung des Herbizideinsatzes, wobei ähnliche oder bessere Erträge als mit traditionellen Methoden erzielt werden.

Bekämpfung von Schwarzschorf(Rhizoctonia solani) auf Kartoffeln

Flutolanil wird traditionell zur Bekämpfung von Schwarzschorf bei Kartoffeln eingesetzt, aber es gibt biologische und kulturelle Alternativen, die nachhaltigere Lösungen bieten:

Biopestizide

Verschiedene Stämme von Mikroorganismen, wie z.B. Bacillus spp. y Pseudomonas spp.fungieren als Konkurrenten des Pilzes R. solani Pilz in der Rhizosphäre der Pflanze und reduzieren das Auftreten der Krankheit. Die Pilze Trichoderma spp. Pilze sind ebenfalls wirksam und schaffen eine natürliche Barriere gegen den Erreger.

Ein innovatives Beispiel ist das Produkt RootDei Biocontrol®(https://biocontroltechnologies.com/en/rootdei-biocontrol/)(vor kurzem in der Branche eingeführt), das den einzigartigen Trichoderma asperellum-Stamm T34 für die Anwendung in der Furche verwendet, um die Wurzeln zu schützen und gleichzeitig den Ertrag an marktfähigen Knollen zu verbessern. Darüber hinaus hilft dieses Produkt, das Auftreten anderer Bodenpathogene zu reduzieren. T34 ist nachweislich eine rückstandsfreie Behandlung (weitere Einzelheiten finden Sie hier(https://eur-lex.europa.eu/legal-content/ES/TXT/PDF/?uri=CELEX:32005R0396). Solche Lösungen beseitigen nicht nur giftige Rückstände, sondern fördern auch die allgemeine Bodengesundheit.

Agronomische Praktiken:

Eine Fruchtfolge ist wichtig, um das Inokulum von R. solani zu reduzieren. Die Einbindung von Getreide oder Hülsenfrüchten in die Fruchtfolge ermöglicht die Zersetzung der Sklerotien des Pilzes und verbessert die Bodengesundheit.

Gesundes und richtig behandeltes Saatgut: Untersuchen und entsorgen Sie Saatgut mit Anzeichen von Schwarzschorf und behandeln Sie das Saatgut mit natürlichen Produkten wie Senfmehl oder kaliumreicher Asche, die eine antimykotische Wirkung haben.

Fungizide mit geringer Wirkung:

Wenn eine chemische Behandlung erforderlich ist, können alternative Fungizide mit einem günstigeren Umweltprofil (z.B. Azoxystrobin oder Boscalide), die keine TFA erzeugen, eingesetzt werden. Niedrig dosierte Anwendungen in Kombination mit Biokontrolle haben ebenfalls gute Ergebnisse gezeigt.

Pflanzenschutz durch Technologie und Innovation

Innovative Technologien spielen eine Schlüsselrolle in der nachhaltigen Landwirtschaft:

Bodensolarisierung: Das Abdecken des Bodens mit durchsichtigem Plastik unter der Sonne kann den Boden „pasteurisieren“ und Krankheitserreger und Unkraut vor der Pflanzung abtöten.

Präzisionslandwirtschaft: Werkzeuge wie Drohnen und Sensoren ermöglichen es, den Unkrautbefall zu kartieren und Behandlungen lokal durchzuführen, was den Einsatz von Betriebsmitteln reduziert und die Effizienz verbessert.

Diese Technologien sollen zusammen mit agrarökologischen Ansätzen die Abhängigkeit von langlebigen Chemikalien durch natürliche und physikalische Lösungen ersetzen.

Darüber hinaus wird der Übergang zu nachhaltigeren Praktiken durch die europäische Politik unterstützt. Die Farm-to-Fork-Strategie der EU zielt darauf ab, den Einsatz chemischer Pestizide bis 2030 um 50 % zu reduzieren, was die Notwendigkeit umweltfreundlicherer Alternativen noch verstärkt.

Die Anwendung dieser Praktiken wird nicht nur die Freisetzung von TFA und anderen Schadstoffen reduzieren, sondern auch die Bodengesundheit verbessern und die Widerstandsfähigkeit der landwirtschaftlichen Ökosysteme erhöhen. Tatsächlich erleben viele Landwirte, die diese Lösungen bereits anwenden, positive Ergebnisse, wie z.B. reduzierte Kosten und nachhaltige Erträge.

6. Schlussfolgerungen

Das Problem der TFA-emittierenden Pestizide verdeutlicht die dringende Notwendigkeit, unsere landwirtschaftlichen Praktiken auf nachhaltigere Modelle umzustellen. In den Kartoffelanbauregionen Mitteleuropas hat der intensive Einsatz von Produkten wie Flufenacet und Flutolanil zu einer weit verbreiteten Verunreinigung der Wasserressourcen mit persistenten Chemikalien, den so genannten „ewigen Chemikalien“, geführt. Das Vorhandensein von TFA wurde in Böden, Grundwasserleitern und sogar in abgefülltem Wasser nachgewiesen und stellt ein erhebliches Risiko sowohl für die Ökosysteme als auch für die menschliche Gesundheit dar.

Trotz dieser Herausforderungen sind regulatorische Maßnahmen im Gange. Die europäischen Behörden haben das Ausmaß des Problems erkannt und streben ein Verbot dieser Stoffe an, um sowohl das Grundwasser als auch die öffentliche Gesundheit zu schützen.

Landwirte und technische Berater sollten diese regulatorischen Änderungen nicht als Bedrohung, sondern als Chance für Innovationen im Agrarmanagement sehen. Integrierte Strategien zur Schädlings- und Unkrautbekämpfung in Kombination mit neuen biologischen Hilfsmitteln (wie RootDei Biocontrol® und anderen Bio-Inputs) bieten wirksame Lösungen, um die Produktivität zu erhalten, ohne die Umwelt zu gefährden. Eine rentable und saubere Produktion ist möglich, und durch die Verringerung des Einsatzes von persistenten Pestiziden werden unsere Betriebe nachhaltiger und widerstandsfähiger.

Darüber hinaus trägt dieser Ansatz zum Erhalt von Boden und Trinkwasser bei, zwei lebenswichtigen Ressourcen. Für den Agrarsektor ist die Entfernung von PFAS aus unseren landwirtschaftlichen Systemen ein entscheidender Schritt, um auf den aktuellen ökologischen Alarm zu reagieren und eine lebensfähige Zukunft für die nächsten Generationen auf dem Lande in Europa zu gewährleisten.

7. Referenzen

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  4. PAN Europe (2024). Hohe Konzentrationen von TFA im Trinkwasser fordern ein Verbot von PFAS-haltigen Pestiziden – Pressemitteilung, 15 Nov 2024.
  5. BAFU Schweiz (2024). Trifluoressigsäure (TFA) im Grundwasser – Nationale Grundwasserbeobachtung NAQUA.
  6. Allianz für Gesundheit und Umwelt (2024). Gemeinsamer Brief mit der Forderung nach einem Verbot von Flufenacet – Presse, 12 Nov 2024.
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  8. ZeroPM (2024). Regulatory Watch Update Dec 2024 – Nicht-Verlängerung von Flufenacet & Flutolanil .
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  11. PAN Europe (2023). PFAS-Pestizide und TFA verbieten – Campaign Brief
  12. PAN Europe (2023). Europas giftige Ernte: Entlarvung der in Europa zugelassenen PFAS-Pestizide
  13. Sturm et. al. (2023). Trifluoracetat (TFA): Grundlagen für eine effektive Minimierung schaffen – Räumliche Analyse der Eintragspfade in den Wasserkreislauf. Bundesampt Umwelt
  14. Lein (2023). PFAS: Die „neuen“ ewigen Chemikalien. UC DAVIS Veterinärmedizin